Zeitenwechsel in der Musik
Gelungenes Konzert mit Werken des Frühbarock und der Moderne
[…] Ausgewählt wurden, wie Prof. Martin Herchenröder in seiner Einführung zum letzten Studio-Konzert dieses Semesters erläuterte, Stücke, die Anzeichen für einen „Epochenwechsel“ in der Musik boten oder bieten. Dazu gehören Monteverdi und Gesualdo genauso wie Lutoslawski, Henze, Takemitsu und Rautavaara. Der Gegensatz zwischen Frühbarock und moderner Brass-Musik hätte nicht größer sein können – und doch ergänzten sie sich erstaunlich gut. Zumal sie von Könnern ihres Fachs vorgetragen wurden, von der „capella cantabile“ der ev. Kantorei (Leitung: Ute Debus) und dem Blechbläserensemble „pro musica sacra“ (Leitung: Matthias Kiefer). […]
„Zeitenwechsel“ faszinierte die Zuhörer
[…] Die Blechbläser spielten Musik aus dem 20. Jahrhundert, zu Beginn eine musikantisch frische „Mini Ouvertüre“ von Witold Lutoslawski. Danach demonstrierten sie die Anzeichen des Epochenwandels durch den Vergleich einer barocken Kirchensonate von Tomaso Antonio Vitali mit einer sich auf diese beziehende Sonate von Hans Werner Henze. Satzweise wechselnd kam das Original mit vier Bläsern von der Empore, die moderne Fassung mit acht Bläsern vom Altarraum. Es war eine interessante Verdeutlichung des alten Werkes für heute, mit den neuen Stilmitteln verstärkt, verschärft und auch zugespitzt, so dass man genau hinhören musste. „Garden Rain“ von Toru Takemitsu war eine Art Meditation mit den leisen Dissonanzfarben stehender Klänge.
Das eindrucksstärkste Stück, Einojuhani Rautavaaras „Playgrounds for Angels“, machte aus kleinen hellen Dreiklangsgebilden und ruhenden Bässen ein virtuoses Geschehen in extremen Farbräumen der Blechbläser mit sinfonischem Charakter. Matthias Kiefer, erster Solotrompeter im Gürzenichorchester, führte als Gastdirigent die elf Musiker zu erstaunlichen Leistungen bei der Realisation dieser enorm schwierigen Partitur.